Das verrät die Klagequote der Berufs­unfähigkeits­versicherung

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Klage­quote oder Prozess­quote gibt an, über wie viele Leistungs­­fälle eines Versicherers ein Gerichts­verfahren geführt wurde.
  • Diese Zahl soll Interessierten dabei helfen, abzuschätzen, ob der Versicherer im Ernstfall zuverlässig leistet.
  • Allerdings gibt es mehrere Faktoren, welche die Aussagekraft der Klagequote einschränken.

Das erwartet Sie hier

Wie die Klage- beziehungsweise Prozessquoten verschiedener Versicherer aussehen und ob Sie diese in Ihre Entscheidung für einen Anbieter einbeziehen sollten.

Inhalt dieser Seite
  1. Wie oft muss geklagt werden?
  2. Quoten der Versicherer im Vergleich
  3. Sinnvolles Auswahlkriterium?
  4. Fazit

Klage­quote: Wie oft muss die Berufs­unfähigkeitsrente eingeklagt werden?

Was ist die Klagequote?

In Medienberichten ist öfter zu hören, dass Berufs­unfähigkeits­versicherer im Leistungs­fall alles versuchen, um die vereinbarte Rente nicht auszahlen zu müssen. Das ist nicht notwendigerweise der Fall, aber es stimmt, dass es immer wieder zu Prozessen kommt. Diese können sich unter Umständen jahrelang hinziehen – ein Beispiel dafür finden Sie in diesem Video.

Die Klagequote ist eine Kennzahl, die dabei helfen soll, zu beurteilen, wie zuverlässig ein Versicherer wirklich zahlt. Sie bildet ab, über wie viele Leistungs­fälle Gerichtsverfahren geführt werden (eine Quote von 2 Prozent bedeutet beispielsweise, dass in 2 von 100 Fällen ein Prozess geführt wurde). Man muss sich jedoch die Frage stellen, ob diese Zahl wirklich aussagekräftig genug ist, um daraus ein Urteil abzuleiten.


Rechtsstreit mit dem Versicherer – wie geht das aus?

2019 wertet das Analysehaus Franke und Bornberg anhand von Stichproben aus, wie Prozesse im Jahr 2017 ausgehen. Wie auch in den Vorjahren ist der häufigste Ausgang ein Vergleich mit dem Versicherer. Dass der Versicherungsnehmer gewinnt, ist der seltenste Ausgang.

Vergleich64 %
Versicherer gewinnt25 %
Versicherer verliert11 %
Quelle: Franke und Bornberg

Häufigster Streitpunkt 2019: Psychische Erkrankungen

Laut der Umfrage werden 2017 bei 5,5 Prozent aller Leistungsprüfungen gesonderte Gutachten in Auftrag gegeben. 60 Prozent dieser Gutachten werden für Fälle von psychischen Erkrankungen als Ursache für Berufs­unfähigkeit eingeholt.

Häufig lehnen Versicherer die Leistung ab, weil sie keine Berufs­unfähigkeit gegeben sehen. Auch Rücktritte oder Anfechtungen oder zu kurze Prognosezeiträume (also eine voraussichtlich zu kurz andauernde Berufs­unfähigkeit) sind häufige Gründe. Seltener sind Vertragsbedingungen wie eine Ausschlussklausel oder konkrete oder abstrakte Verweisung das Problem.

„Die Versicherung zahlt ja doch nicht, wenn ich sie brauche!“ – stimmt das?

Ein Großteil der Deutschen hegt großes Misstrauen gegenüber den Versicherern und glaubt, dass die Versicherung im Ernstfall nicht leistet und sich mit Hilfe von Klauseln und Regelungen vor der Zahlung der vereinbarten Berufs­unfähigkeitsrente drücken wird. Auch sind rund 41 Prozent überzeugt, dass die Versicherung bei einem selbstverschuldeten Unfall nicht zahlt.

Das stimmt so aber nicht. Erhebungen der Klagequote zeigen, dass Zahlungsweigerungen seitens der Versicherer deutlich seltener sind, als viele vermuten. Es ist allerdings sehr wichtig, die Fragen bei der Gesundheitsprüfung wahrheitsgemäß und vollständig zu beantworten. Werden hier falsche Angaben gemacht, kann dies tatsächlich dazu führen, dass die Versicherung die Zahlung verweigert.

Mit diesen Gesundheitsfragen können Sie rechnen

Hohe Klagebereitschaft der Berufs­unfähigkeits­versicherung

Auch wenn es nicht stimmt, dass sich Versicherer bei jeder Gelegenheit der Zahlung verweigern, gehört die Berufs­unfähigkeits­versicherung zu den Versicherungszweigen, in denen am häufigsten geklagt werden muss, um eine Leistung des Versicherers zu erwirken. Das bedeutet, dass viele Versicherer die Zahlung einer Berufs­unfähigkeitsrente ablehnen, obwohl der Verlust der Arbeitskraft attestiert wurde und obwohl sich der Versicherte keiner vorvertraglichen Anzeigepflicht­verletzung schuldig gemacht hat.

Klagequoten: Berufs­unfähigkeits­versicherer im Vergleich

Prozessquoten von 2020

2021 wertete die Rating Agentur Morgen & Morgen die Prozessquoten mehrerer großer Berufs­unfähigkeits­versicherer aus und berücksichtigte dabei nur Prozesse, die:

  • aufgrund von abgelehnten Leistungen vom Versicherungsnehmer angestoßen wurden
  • bei denen der Versicherungsnehmer keinen Erfolg hatte.
VersichererKlagequote in %
Nürnberger0,95
R+V1,40
Axa1,52
Stuttgarter1,94
LV 18712,03
Volkswohl Bund2,23
Zurich2,54
Württembergische3,07
Signal Iduna3,46
Inter10,00
Helvetia11,54
Barmenia0,59
Continentale0,77
HDI0,77
Swiss Life0,85
Alte Leipziger0,86
die Bayerische0,91
Deutsche Ärzte­versicherung0,96
Ergo0,97
Hannoversche1,29
Allianz1,5
Gothaer3,21
VPV3,37
Condor7,04
CosmosDirekt7,09
WWKkeine Angabe
Quelle: Morgen & Morgen

Auch interessant: Die Leistungsquote von Berufs­unfähigkeits­versicherern

Neben der Prozessquote der Versicherer können Sie auch deren Leistungsquote vergleichen – auf unserer Seite zum Thema finden Sie die Leistungsquoten verschiedener Versicherer sowie eine Erläuterung zu deren Aussagekraft.

Zur Leistungsquote von BU-Versicherern

Wie sinnvoll ist die Klage­quote als Auswahl­kriterium?

Das sollten Sie bei der Betrachtung der Prozessquote beachten

Die Leistungsablehnung durch den Versicherer trifft den Versicherten in einer Situation, in der er schon gesundheitlich kaum in der Lage ist, einen langwierigen Prozess durchzuhalten. Außerdem kann er nicht am Erwerbsleben teilnehmen und verliert somit sein Einkommen. Eine hohe Klagequote spricht deshalb tendenziell gegen einen Versicherer.

Trotzdem darf die Klagequote nicht das einzige Entscheidungskriterium bei die Wahl eines Anbieters sein, denn es gibt einige Faktoren, die ihre Aussagekraft einschränken:

  • Ein Versicherer kann auch mit tatsächlich unberechtigten Ansprüchen konfrontiert sein, und hat dann die Pflicht, die gesamte Versicherungs­­gemeinschaft vor Betrug zu schützen. Sonst würden die Versicherungs­prämien für alle steigen
  • Bei der Prozessquote handelt es sich um eine Momentaufnahme.
  • Zudem hängt die Klagequote auch davon ab, wie neu ein Versicherer am Markt ist.
  • Ein weiterer wichtiger Faktor ist, wie die Versicherungs­­bedingungen ausgestaltet sind. Wenn diese ungünstig für die Versicherten sind, dann werden diese aufgrund schlechter Erfolgsaussichten auch weniger oft klagen. 
  • Die Quote zeigt nicht, ob die Leistung befristet oder unbefristet anerkannt wurde.
  • Nicht jede Gesellschaft veröffentlicht Zahlen: Vergleiche von Prozessquoten wie der map-Report basieren auf Daten, die von den Gesellschaften auf freiwilliger Basis veröffentlicht werden. Nicht jeder Versicherer stellt Zahlen zur Verfügung. Die Bekanntgabe solcher Daten spricht für den Versicherer, der zumindest für eine erhöhte Transparenz bei der Auswahl der passenden Berufs­unfähigkeits­versicherung sorgt.
  • Zudem nutzt die niedrige Prozessquote nichts, wenn man nicht auf andere Kriterien achtet. Die Klagequote sollte darum auf keinen Fall das einzige Kriterium sein, nach dem eine Versicherung ausgewählt wird.

Gute Testergebnisse – hohe Klagequote

Es gibt mehrere Beispiele für Versicherer, die für besonders leistungsstarke Tarife bekannt sind und in unabhängigen Tests gut abschneiden, aber die gleichzeitig hohe Klagequote haben oder vorübergehend hatten.

Wer sind aktuell die besten Berufs­unfähigkeits­versicherer?

Wichtigere Auswahlkriterien für die Berufs­unfähigkeits­versicherung

Eine Berufs­­unfähig­keits­versiche­rung ist eine sehr individuelle Angelegenheit, da Anforderungen und Kosten vor allem von der eigenen persönlichen Situation abhängen. Das Wichtigste sollte also sein, darauf zu achten, dass der Versicherer die Leistungen bietet, die man sich wünscht: z.B.

Wie Sie die ideale Berufs­unfähigkeits­versicherung finden

Fazit

Gerade bei der Berufs­unfähigkeits­versicherung kommt es häufiger zum Rechtsstreit darüber, ob die Versicherung leisten muss. Anhand der Prozessquote kann man vergleichen, wie oft das bei einzelnen Anbietern der Fall ist. Allerdings gibt es gute Gründe, wieso Sie vorsichtig dabei sein sollten, sich bei der Wahl eines Versicherers an der Prozessquote zu orientieren. Wichtiger ist, dass Sie die Versicherungs­bedingungen genau lesen und einen Tarif mit vorteilhaften Konditionen wählen.

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Katharina Burnus
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